MC-Rating,

ein pädagogisches Konzept zur Bewertung von Unterrichtsliteratur.

 

(Ich hatte eine Idee und einfach schon mal im Voraus angefangen den konzeptionellen Grundstein zu legen. Was daraus wird, ist noch vollständig offen. Vielleicht wird auch gar nichts daraus, aber dann ist es hier immer noch besser aufgehoben, als in einer dunklen Schublade. Wenn es den einen oder anderen als Anregung dienen sollte, hat es seinen Zweck damit schon erfüllt.)

 

MC-Rating beschäftigt sich mit der Bewertung von Unterrichtsliteratur für den Musikschulunterricht, im Besonderen der methodisch-didaktisch angelegten Musik- Instrumentalschulen. Das Ziel ist ein sachlicher Diskurs zwischen mehreren Rezensenten sowie Benutzern, für eine pädagogisch gehaltvolle und unabhängige Aufdeckung traditioneller, klassischer und neuerer Literatur unter kritischem Augenmerk. Voraussetzung ist, dass die entsprechende Literatur praktisch im Gebrauch und auf dem Markt vorhanden ist; historische, nicht mehr in der Praxis gebrauchte Literatur ist für MC-Rating von geringer Relevanz und dienen ausschließlich um Vergleiche zu ziehen. Jeder Rezensent hat zudem die Möglichkeit sich über seine kritischen Erläuterungen zu profilieren und kann dazu beitragen, dass die Verbreitung minderwertiger Literatur - zum Teil aus Gewohnheit, Unwissenheit und vordergründig kommerziellen Absichten - gehemmt und hochwertige sowie pädagogisch anspruchsvolle Literatur gefördert wird: Literatur, die der Verpflichtung zur gewissenhaften Musikpflege und gründlichen musikalischen Erziehung gerecht wird.

 

Der Fragebogen für skalierte Antworten und persönlichen Bewertungen:


 

Methodisch-didaktischer Wert? . . . . .

 

(Unter methodisch-didaktischem Wert verbirgt sich allgemein die Frage nach dem Wie und Was. Im Besonderen vor allem, ob eine anschauliche und zielorientierte Durchführung musikalischer Sachverhalte besteht und eine Lösung für formale sowie strukturelle Schwierigkeiten in praktischer Anwendung angeboten wird. Zu unterscheiden ist letztendlich, ob solide musikalische Kompetenzen über das jeweilige Lernmittel (als sicheres Hilfsmittel, sicheren Leitfaden, sicherer Anleitung oder Stoffsammlung) erworben werden können oder nur musikalische Andeutungen zur Reproduktion gemacht werden, statt Produktion bzw. Kreativität zu fördern.)

 

Stiltreue? . . . . .


(Unter dem Begriff Stil versteht sich im einfachsten Sinne eine charakteristisch und vor allem einheitlich ausgeprägte Erscheinungsform eines künstlerischen Erzeugnisses. In der musikalischen Erziehung ist es eine wesentliche Bedingung, dass der einzelne didaktische Gegenstand sich in der Gesamtheit zu einem Stil hin entwickelt bzw. in einem bestehenden Stil unterordnet. In dieser Hinsicht setzt eine angestrebte stilistisch musikalische Vielfalt einen beständigen Stil voraus. Als faktisches Beispiel: Wird ein Musikstück im Swing, also im shuffle gegen ein Traditionelles gereiht, dann wäre das pädagogisch nicht sonderlich wertvoll. In diesem Sinne ist Stiltreue nicht zuletzt ein Qualitätsmerkmal, denn Musik ist etwas dynamisches, ein Musikstück selbst nur etwas statisches, vor allem, wenn es sich in einer nichtverstandenen Tonsprache äußert. )

 

Pädagogische Ernsthaftigkeit? . . . . .

 

(Der Begriff Ernsthaftigkeit hängt unmittelbar mit der Frage nach Authentizität zusammen: Bringt der Autor eine Literatur für den Unterricht heraus, bzw. ein Lernmittel für Lernende, so ist von der Absicht einer Bildungsaufgabe auszugehen. Ein Lernmittel beispielsweise, das überhäuft mit kitschig unzweckmäßigen Illustrationen versucht dem gewöhnlichen Unterrichtsgegenstand eine visuelle Attraktivität zu verpassen, kommt nicht nur der kindlichen Fantasie zuvor, ferner untergräbt es den Wert des musikalischen Inhalts; falls man von einem Wert sprechen kann. Ohnehin könnte man auch hier wieder von „Edutainment“ sprechen.
Zusammenfassend: Musik ist eine eigenständige und absolute Kunst und dem gilt es in der Musikerziehung gerecht zu werden.)

 

Bedeutungskraft sowie Qualität der Erläuterungen des Autors? . . . . .

 

(Oft werden unzweckmäßige Kommentare verwendet um Seiten zu füllen und das Heft zum Buche zu machen oder gar eine Art von „Edutainment“ zu schaffen. So gibt es Textinhalte, wo Autoren monologisierend fiktive Unterrichtsszenarien aufziehen, zum Teil mit gehaltlosen Aussagen, wie beispielsweise: „ . . . Nach solch einer erfolgreichen Arbeit steht dir eine kleine Erholung zu. Vielleicht schaffst du sogar, diesen kleinen Boogie im langsamen Tempo „vom Blatt“ zu spielen? Na, versuche es einfach. Ich bin wirklich gespannt, wie weit du kommst!“ Andererseits können gut gemeinte akribisch genaue, quasi „hyperpädagogische“ Abhandlungen über methodisch-musikalische Einheiten auch erdrückend wirken und ein praktisches Lernmittel unnötig theoretisieren.)

 

Authentizität? . . . . .

 

(Unter Authentizität im pädagogischen Kontext versteht sich allgemein die Verpflichtung des Autors zur gewissenhaften Musikpflege sowie gründlichen musikalischen Erziehung und dessen Einhaltung.

Im Besonderen stelle man sich eine einfache Frage: Hält der Autor was er verspricht?! Als faktisches Beispiel: Ein sich selbst als „Erwachsenenschule“ deklariertes Lehrwerk, das unter anderem „Bruder Jakob“ als didaktischen Gegenstand verwendet und sich allein nur durch Gestaltung und Sie-Form von „Kinder- und Jugendschulen“ unterscheidet, gilt nicht als sonderlich authentisch.)

 

Allgemeiner musikalisch-künstlerischer Wert? . . . . .

 

(Die Methodik steht bei Betrachtung des musikalisch- künstlerischen Werts weitgehend außen vor, wobei aber auch ein methodisches Mittel an sich kunstvoll ausgestaltet zur eigenständigen Komposition avancieren kann, so wie beispielsweise Variationen über ein Thema in der musikalischen Klassik, über ein Basso Ostinato (Passacaglia) im musikalischen Barock oder einfach über ein harmonisches Ostinato (Changes) wie im Blues, Jazz und Rock üblich.

Der musikalische Gegenstand selbst, also die Kompositionen, Übungen, Arrangements, u.Ä. stehen zwar im Vordergrund, dennoch ist eine separierte Betrachtungsweise unter pädagogisch-kritischem Gesichtspunkt nicht immer sinnvoll: Die intuitive Einschätzungskraft, trotz angestrebter Objektivität, muss bzw. sollte nicht ausgegrenzt werden, schließlich ist es nicht zuletzt auch eine Frage des Gefallens.)

 

Bildungs- und Informationswert? . . . . .

 

(Musik ist ein Kulturgut mit einer starken Tradition und so liegt hinter jedem Musikstil oft ein langer Weg, der von vielen musikschaffenden Persönlichkeiten begangen und von anderen Stilen geleitet wurde. Bedient sich ein Lernmittel traditioneller Stile, verwendet kompositorische Mittel oder gar ganze Kompositionen alter Epochen und deren Vertreter, dann bestünde die Möglichkeit dem Lernenden einen musikalischen bzw. musikgeschichtlichen Kontext zu verschaffen. Hinsichtlich des Informationswerts nutzen viele Lernmittel zudem auch die Möglichkeit der Katalogisierung sowie Kategorisierung verschiedener musikalischer Elemente bzw. Stilelemente, um in der kreativen Arbeit als praktisches Hilfsmittel zu dienen.)

 

Bedeutungskraft und ästhetischer Wert von Layout-

und Illustration? . . . . .

 

(Die Form, die Gestaltung von Dingen soll sich aus ihrem Nutzungszweck ableiten, dafür seht der Leitsatz „form follows function“, der vor allem im Produktdesign und der Architektur Anwendung findet. Übertragen hieße das, dass Illustrationen und Ornamente den Inhalt von Unterrichtsliteratur unterstützen, veranschaulichen und bekräftigen sollten, statt gegebenfalls flachen sowie uninteressanten Inhalt einfach nur zu kompensieren. Schnell kommt man auch hier wieder zur Frage der Ernsthaftigkeit, denn man sollte nicht vergessen, dass die Ästhetik selbst eine Funktion inne hat, und wenn alberner Kitsch die Unterrichtsmaterialien ziert, ist die Botschaft doch wohl kaum im Sinne der Bildungsaufgabe und Musikpflege.)

 

 

David Rosenzweig 2013