Auszug aus der Klavierschule* von D. G. Türk (1789)
§.18.Außer einem guten Gehöre und der nöthigen Anlage zur Musik wird bey einem Lernenden natürliches Gefühl fürs Schöne, Beurtheilungskraft, Lust und anhaltender Fleiß vorausgesetzt, wenn die Bemühung des Lehrers gehörig fruchten soll. Die Erinnerungen desselben muß der Schüler auf das pünktlichste befolgen, und sich ja nicht einfallen lassen, nach eigenem Gutdünken zu handeln, oder die Uebungsstücke selbst wählen zu wollen. Er muß sich der Führung des Meisters ganz überlassen; Zutrauen zu ihm haben; seine Bemühung dankbar erkennen u.s.w. Er darf nicht verdrießlich werden, wenn ihn der Lehrer gewisse Stellen so oft wiederholen läßt, bis er sie richtig vorträgt. Sieht er nicht ein, warum dies oder jenes so, und nicht anders, seyn darf: so muß er den Lehrer um den Grund davon, oder um eine nähere Erklärung bitten, damit er nicht blos ein mechanischer Musiker werde.
Daniel Gottlob Türk: Clavierschule oder Anweisung zum Clavierspielen für Lehrer und Lernende
(Faksimile-Reprint der 1.Ausgabe 1789)