Da ich es hätte selbst nicht besser schreiben können und es aus meinem Herzen spricht, hier einen Ausschnitt: . . .
. . . Über das Fantasieren aus der Klavierschule als Schlusswort von Johann Nepomuk Hummel:
„Ich schließe mit einer Empfehlung des freien Phantasirens überhaupt und in jeder Form an Alle, denen es nicht bloß um Unterhaltung und Geschicklichkeit im Praktischen, sondern auch, ja vornehmlich, um den Geist und Sinn in ihrer Kunst zu thun ist: diese Empfehlung aber ist nie so dringend gewesen, als jetzt, weil es deren, die nur jene, nicht diese beabsichtigen, nie so Viele als jetzt gegeben hat. Selbst wenn man mit Geist immerwährend nur Noten spielt, wird derselbe viel weniger genährt, erweitert und ausgebildet, als durch öfteres, wenn auch nur mässig gelingendes, doch mit vollem Bewusstsein, Aufbietung aller Kräfte, nach gewisser Richtung und Ordnung geübtes freies Phantasiren. Und welch ein ganz besonderes Mittel der innern Belebung und Stärkung, der Erhebung in gedrückter, der Beruhigung in aufgereizter Gemüthslage, und mithin auch welch ein ganz besonderes Mittel zu einem würdigen, wahrhaft wohltuhenden, erquickenden Genusse, solch ein freies Phantasiren darbiete – schon dadurch, dass es sich näher, als alles Vorgeschriebene, an des Spielers eigenste Individualität und an sein innerstes Wesen anschliesst, wie dies eben in dieser Stunde beschaffen und gestimmt, wie eben sich auszusprechen ihm Bedürfniss des Geistes und Herzens ist: davon wünsche ich allen meinen Lesern, indem ich von ihnen scheide, vielfältige Erfahrungen an sich selbst, und glaube ihnen in ihrer Kunst nichts Schöneres und Werthvolleres wünschen zu können.“
J.N.Hummel
1838